Vor mir dampft sie, elegant im Anblick, betörend in ihrer Aromen verbreitenden Wirkung: Meine erste Tasse Filterkaffee an diesem 1. Oktober – dem offiziellen Tag des Kaffees.
Bevor der falsche Eindruck entsteht: Ich bin das Gegenteil eines Kaffee-Geeks oder Baristas. Dass „Arabica" die gängigste Kaffeesorte weltweit ist – aber im gemahlenen Zustand keine Zuchtstute drin verwurstet wurde: kriege ich intellektuell noch hin. Ob der Kaffee handgeröstet aus Kuba, Papua Neuguinea oder Guatemala stammt, sich bei hellen Röstungen Säure und Fruchtaromen deutlich ausgeprägter sind, bei dunkleren Röstungen schokoladige, rauchige Aromen mit einem gewissen Bitteranteil in den Vordergrund spielen – interessiert mich ehrlich gesagt schon nicht mehr die Bohne. Meine Flughöhe bei der Kategorisierung einer Tasse Kaffee ist um einiges niedriger: 1. Haut rein. 2. Ist kalt. 3. Schmeckt muffig.
1.800 Liter für die gute Laune
Was unbestritten ist: Kaffee versorgt uns Agenturmenschen mit der täglichen Dosis Koffein, um wach zu werden, die Kreativität anzukurbeln, das nächste Meeting zu überstehen, das Nachmittagstief zu überwinden, die angespannte Deadline zu überspringen – oder einfach nur so, weil das ausgeschüttete Glückshormon Dopamin in uns gute Laune verbreitet. Mehr als 1.800 Liter im Jahr pumpen wir bei LOOK//one von dem schwarzen Treibstoff durch die Thermoskanne. An stressigen oder intensiven Arbeitstagen führt der Verzehr auch mal zu einer Überdosis – betroffene Kollegen sind dann immer leicht zu identifizieren: Wenn die Grafikerin die HELVETICA mit der Against verwechselt, der Texter schneller tippt, als er zu Ende denkt oder der introvertierte Programmierer in völliger Extase VanillaJS einbindet und danach spontan an die frische Luft geht. Das weist dann schon auf kompletten Kontrollverlust hin.
Kaffee verleiht Bärenkräfte
Warum aber gehört Kaffee zu den Grundnahrungsmitteln in Agenturen und Büros? Er wirkt und treibt an. Das darin enthaltene Koffein gelangt nach etwa 40 Minuten ins Blut. Das Herz schlägt dann kräftiger und schneller, Blutdruck und Puls steigen. Gut, dieser Vorgang wird bei mir auch ausgelöst, wenn Halle Berry als Bond-Girl aus dem Meer schwebt – allerdings wirkt Kaffee nachhaltiger und ich erspare mir die Schelle meiner Frau, wenn ich den Mund nicht wieder zu bekomme. Kaffee macht uns stark! In den Armen und den Beinen werden die Blutgefäße erweitert, Muskeln besser mit Sauerstoff versorgt. Klingt nach sportlicher Leistungsfähigkeit – in unserem Fall Denksport. Das Gehirn speichert besser Informationen, eine praktische Eigenschaft in jeder Prüfungsphase – und Prüfungen für und vor Kunden zu bestehen, machen wir in unseren Agenturräumen im Pelikanviertel täglich.
Riskantes Böhnchen…
Ich will an dieser Stelle des Deutschen liebstes Getränk nicht zu sehr glorifizieren (umgerechnet 160 Liter kippt jeder Bundesbürger pro Jahr in sich rein, in jeder Sekunde werden hierzulande 2.300 Tassen Kaffee getrunken): Zu viel Koffein macht nämlich unruhig und reizbar. Nicht jede Denkblockade sollte also nonchalant mit literweise Kaffee weggespült werden. Läuft es während eines kreativen Brainstormings im Team nicht so richtig flüssig, könnte dann schon ein unbedachter Satz zu tumultartigen Szenen in unserer Brandkitchen führen – ähnlich wie bei den dorfinternen Schlägereien bei Asterix und Obelix: „Deine Idee stinkt nach vergammelten Fisch!" „Nimm das zurück, du Banause!" Boom! Bloing! Paff!
Ein zu hoher Konsum von Kaffee weist noch weitere, naja, kaum nennenswerte Schwachstellen auf, die unseren Organismus ganz dezent durcheinander wirbeln könnten: Manchmal löst er Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Herz-Rhythmus-Störungen, Angstzustände und Verwirrung aus. Ich kenne Mitmenschen, die letzteren Zustand allerdings auch ganz ohne Hilfsmittel hinbekommen. Wenn es ganz doof läuft, klopft ein Kreislaufkollaps an. Nun gut, oder der Tod. Das wäre dann aber wirklich die bitterste aller Auswirkungen. Und wir wollen am heutigen Tag des Kaffees ohnehin nicht zu schwarz in die Tasse blicken.
Tassen hoch!
Daher, ganz persönlich an Dich gerichtet, meine heiße Goldbrühe: Wie auch immer Du im 16. Jahrhundert über Arabien und Mekka nach Kairo und Konstantinopel und einige Jahre später dann auch mal nach Europa gekommen bist: - toll, dass Du den Weg in unsere Kannen gefunden hast und uns heute Böhnchen für Böhnchen zu täglichen Höchstleistungen führst! Darauf erst einmal einen Schluck mittlerweile kalten Kaffee!
Foto oben: pixabay.com
Kaffee ist Treibstoff für den Körper, Balsam für die Seele, der Reizbote für die Nerven – und aus meinem Alltag nicht wegzudenken. Morgens ohne meinen 96-Thermobecher ins Auto zu steigen – das letzte Mal, als mir das auf den Weg zur Arbeit passiert ist, ist es mir kurz vor der Autobahnauffahrt aufgefallen. Bin umgedreht. Die zehn Minuten Umweg mussten sein, für meinen Coffee to drive. Am liebsten schwarz, ohne Chichi...